Tiefe Löcher als Ergebnis der Forschungswoche „Speleo Alpin Gesäuse 2010“ !

[4. - 12.9. 2010]

Bei der heurigen Gseiswoche lag der Schwerpunkt auf der Weiterforschung in jenen tiefen Höhlen, die Einblicke in die Basis der Canyonsysteme erwarten ließen. Nach umfangreicher Planung und einer vorbereitenden Einbau- und Transporttour konnte im Tellersackcanyon ausgehend von einem Biwak eine Ganglänge von 1729 m bei 518 m Tiefe erreicht werden. Aufgrund des „Engstellenmartyriums“ am Abstiegsweg und der Beengtheit des Biwakplatzes in einer Wandnische des Vierten Seilräuberschachtes, wurde in optimierter Ausrüstung und nach streng festgelegtem Zeitplan von 2 und 2 Forschern überschlagend gearbeitet bzw. genächtigt. Die tiefen Teile der Höhle sind großräumig im Dolomit entwickelt, schließlich hinderte uns aber eine furchtbare, lange Engstelle am Abstieg in die nächstfolgende Schachtstufe „Next Generation“.
Unsere ungarischen Kollegen führten mehrere Touren in den Seekarschacht XVI durch, der mit einer vermessenen Tiefe von 546 m nunmehr die tiefste Höhle der Hochtorgruppe ist. Die Ganglänge übersprang mit vorläufig 1057 m die Kilometermarke.
In der Bockleiten-Schachthöhle (1713/17) konnte in einer 14-Stunden-Tour ein vorläufiger Endpunkt erreicht werden. Der Grund des zuletzt angefahrenen 60-m-Schachts entpuppte sich als eindrucksvolle Halle, die sich rund 50 m Richtung SW erstreckt zum tiefsten über Wasser zu befahrenden Punkt der Höhle. Ein von 3 Zuflüssen gespeister Bach (am Befahrungstag 15-20 l/sec.) durchfließt die Halle mäandrierend und verschwindet an ihrem tiefsten Punkt in einem kleinen Siphonsee 373 Hm unter dem Eingangsniveau. Der stärkste Zubringer entspringt als Wasserfall aus einem engen Canyon in der SO-Wand der Halle. Am Boden und zwischen den Blöcken finden sich neben Fremdgeröllen und Konkretionen auch Lehmpyramiden und verschiedene exotisch anmutende Sinterformen. Im 6-stündigen Aufstieg wurden alle benötigten 550 Seilmeter und sämtliche Verankerungen ausgebaut. Die neue Gesamtlänge der Bockleiten-Schachthöhle beträgt 917 m. Der tiefste Punkt befindet sich auf einer Sh. von 1267 m, etwas tiefer als jener des benachbarten Stadelfeld-Riesenschachtes.
Die Vermutung eines (einzigen, pliozänen?) Basisniveaus der Canyonsysteme in 1200-1300 m Höhe wird mit diesen Forschungen unterstützt.
Daneben wurde der Roßkarschacht XXI auf 87 m Länge und 25 m Tiefe vermessen und im Roßkarschacht IV wurde eine Länge von 795 m erreicht. Auf der Hochtor- und Stadelfeld-Seite wurden je weitere 6 zum Teil schon bekannte Kleinhöhlen vermessen und diverse basiswissenschaftliche Untersuchungen angestellt.

Teilnehmer: G. Adamoczky, D. Adamoczky-Belme, R. Fischer, C. Hajdu, E. u. G. Herrmann, G. Illek, P. Kalsner, Z. Kantor, G. Kovacs, K. Stöger, P. Straka, A. Várkonyi

Tellersackcanyon. Foto: P.Kalsner
Siphon in der Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner
Wasserfall in der Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner 3.Mann-Canyon in der Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner
Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner
Materialausbau der Bockleiten-Schachthöhle. Foto: P.Kalsner
Foto: E. Herrmann
Foto: E. Herrmann
Foto: P.Kalsner
Foto: E.Herrmann

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Gouffre Monique. Foto: A.Klampfer