Geheimnisse des Brunntalpfeilers

26. Mai 2018   Grazer Bergland

Man kann von Glück sprechen, dass Hannes den Peter und mich davon abbringen konnte die Portale im Brunntalpfeiler über den Pfeiler- oder Grottenweg von unten her anzugehen. Nach dem gestrigen Regen saftelt und tropft es überall herab, und die Steinerne Jungfrau wäre heute ein schlazig-steinerner Kampf ums Überleben. Auch die wasserüberrieselte Rampe des Fluchtwegs lassen wir links liegen und steigen mit Seilen schwer bepackt durch das schwül-dampfige Schneckenparadies Brunntal weiter auf. Ausschlaggebend waren Pfeilerfotos, die Hannes im Winter über die Bärenschützklamm hinweg geschossen hatte und auf denen magische Portale in der Schattenseite dieser Riesenmauer erkennbar sind; nicht zu vergessen die Skizze im vorletzten Kletterführer, wo eine der Höhlen am Grottenweg als Durchgangshöhle angezeichnet ist. So nehmen wir den spärlich gesicherten Abstiegsweg der Kletterer im Aufstieg und folgen dem Kamm bis in die vorderste Scharte. Von hier geht es überraschend einfach und seilfrei die nordseitigen Waldschrofen hinab zu einem ganzen Schwarm an dunklen Portalen!

\\r\\nEin dickes Industrieseil ist hier als Klettersteig montiert, führt in das erste Portal hinein und aus dem zweiten wieder heraus, zu einer zweiten Höhle hinab und zu einer dritten wieder hinauf. Ob es von Felsenputzern für den Klammsteig oder von der Bergrettung stammt – die Kerle haben sich jedenfalls ausgeschwiegen. Wir folgen dem Tau waagrecht um den Pfeiler herum auf einen großen Absatz, wo man plötzlich mitten in der höchsten Wandflucht steht. Von hier kämen wir mit 1 x Abseilen unkompliziert zu den größten Portalen in der Wand. Doch zurück zur ersten, der Großen Brunntalpfeilerhöhle mit ihren verlockenden Portalen: Große ebene Gänge ziehen in den Berg. Ich nehme den linken und wundere mich bald, dass ich noch nicht auf der Südseite des Pfeilers herausschaue. Nur wenige Meter dürften das Ende des gewundenen Ganges von der prallen Außenwand trennen. Ein kleiner Schlot mit Fledermist darunter sieht oben so aus, als hätte er echte Bellholes vom Atem und der Pisse dieser Viecher. Peter fotografiert und Hannes vermisst den rechten Teil. (DistoX hat Höhlenforscher ja endgültig einsam gemacht.) Zusammen erreichen wir 141m. Dann wenden wir uns den verzweigten Nachbarhöhlen zu (29m und 27m lang). Nur kurz schauen wir uns in der steilen Waldflanke um, wo es vor Eingängen wimmelt. Um die Besucher der Klamm nicht zu gefährden heben wir uns das für den Winter auf, wir haben ja auch noch die südseitigen Portale offen. Für heute ist es gut, sehr gut! Ich gratuliere Hannes zu dieser Entdeckung. Manch einer fliegt um die halbe Welt und so schöne Höhlen zu finden. 

Mit dabei: Eckart Herrmann, Peter Straka, Johannes Wallner
Vermessen: 197 m

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Lockende Portale. Foto: Peter Straka
Lockende Portale. Foto: Peter Straka
Große Brunntalmauerhöhle. Foto: Peter Straka
Große Brunntalmauerhöhle. Foto: Peter Straka
Eingangsraum. Foto: Peter Straka
Eingangsraum. Foto: Peter Straka
Schlot mit Tropfstein. Foto: Peter Straka
Schlot mit Tropfstein. Foto: Peter Straka

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