Postapokalyptischer Höhlenwandertag |
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19. Juni 2018 Kaiserbrunn/Krummbachgraben | |
Die sorgfältige Grundlagenarbeit von Volki hat im Bereich Bretterboden (östlich von Kaiserbrunn, zwischen Krummbachgraben und Kuhsteig) zu einigen Neuentdeckungen, aber auch zu neuen Baustellen der Höhlenarbeit geführt. Diesmal stand die Erforschung einer "Schwarzen Kluft" im Steilgelände gegenüber den eindruckvollen Salzriegelwänden auf der Aufgabenliste sowie die Weiterbearbeitung des Objekts mit dem Arbeitstitel "Klausgrabenschacht", der schon in vorangehenden Touren von Volki bis auf Mittelhöhlendimension vermessen wurde. Montag frühmorgens fanden sich daher die eifrigen Freiluftabenteurer bei zunächst windigem, aber alsbald heiterem Wetter in Kaiserbrunn ein. Erfreulicher Weise stand das Tor zum menschenverlassenen Krummbachgraben offen, das ansonsten üblicherweise durch eine mühsame "Engstelle" im Maschendrahtzaun rechts davon umgangen wird. Die heftigen Regenunwetter im Bezirk Neunkirchen im Zeitraum 12/13/14. Juni 2018 hinterließen nämlich auch im Krummbachgraben ihre Spuren, mit deren Aufarbeitung einige Forstarbeiter beschäftigt waren. Trotzdem wir deren Hinweis, dass sich der Wanderweg doch woanders befände, lächelnd ingnorierten, ließen sie uns friedlich weiterziehen, wohl in der Überzeugung, dass wir ohnehin bald umkehren würden: Die jahrzehntealte, aber schon sehr verwachsen gewesene Forststraße war samt - ohnehin kaum mehr erkennbarem - Steig stellenweise von offensichtlich naturgewaltartigen Wassermassen metertief fortgespült worden. Der Graben gleicht nunmehr weithin einer Schuttwüstenlandschaft, deren Schotterblöcke - an ein postapokalyptisches Landschaftsbild erinnernd - immerhin im Sonnenschein surreal wie bleiche Gebeine weiß glänzten. Deshalb wurde die weitere Verfolgung dieses keinesfalls unromantischen Grabens mit dem an diesem Tage lieblich plätschernden Bächlein für die nahe Zukunft fix beschlossen - doch die Zukunft kann einen schneller einholen als man zunächst denkt... Wir wechselten plangemäß bald zum "Kuhsteig", den wir bis zum Gipfelbereich des Bretterbodens, ca. 550 Höhenmeter über Kaiserbrunn, verfolgten, um zunächst die "Schwarzen Kluft" auf Katasterwürdigkeit zu begutachten. Stellenweise meterhohes Unkraut und querliegende angemorschte Baumriesen aus langer Vorzeit ließen vermuten, dass auch dieser Steig seit Jahrzehnten keine Kuh mehr gesehen haben kann, Menschen verirren sich augenscheinlich ohnehin nicht hierher. Philipp war am motiviertesten und schnellsten umgezogen und hatte daher das Vergnügen, sich - nach einer Vor-Ort-Schnell-Instruktion über das stilgerechte Abseilen mit dem blauen Höhlenforscherfreund - fast senkrecht bis auf 40m in die Tiefe abzuseilen - ohne eine katasterwürdige Felsöffnung zu finden. Offensichtlich war die "Schwarze Kluft" ein Schönwetter-Schattenspiel der Natur. Immerhin durften wir von dieser Stelle aus die zahlreichen unerforschten "Schwarzen Klüfte" in den sonnigen Salzriegelwänden bestaunen... Durch diesen Mißerfolg ermutigt ließ sich Philipp auf dem Weg zum "Klausgrabenschacht" nicht von weiteren heldenhaften, aber letztlich erfolglosen Erstbesteigungen abhalten. Eine Zwischenstation war das von Volki längst entdeckte und "schon vermessene" Objekt "Klausgrabengang", eine reizvolle Kleinhöhle. Beim "Klausgrabenschacht" (Arbeitstitel) galt es Seileinbauten vorzunehmen, um Volki die Vermessung der tiefen Bereiche zu ermöglichen. Leider purzelte einem Teilnehmer noch vor dem Einstieg in das begehrte Objekt die Kamera aus der Hand und verabschiedete sich mit artistischen Einlagen über hunderte Meter in die Tiefe - aber außerhalb der Höhle, vermutlich bis hinunter in den Krummbachgraben. In der Höhle stellten sodann gerade die jeweiligen Zugänge zu den Schachtstufen der ansonsten immer wieder aufrecht befahrbaren Höhle lästige Engstellen dar, die der vorgenommene Einbau leider nicht entschärfen konnte. Nachdem der Einbau vollbracht war, Bernhard seine biospeleologischen Beobachtungen (Lurche und Lurchlarven, Asseln, Fliegen und diverse Knochen) und Philipp die Markierung des tagfernsten Höhlenteils mit mehr oder weniger kunstsinnigen Lehmzeichen erledigt hatten, stiegen die jungen Teilnehmer wieder auf, um sich an der Oberfläche zu entspannen. Da Philipp die Querung zu einem unerforschten Schlot im Hauptschacht nicht gelungen war und er an diesem Tag auch noch keine neue Höhle entdeckt hatte, begab er sich bald vorgeblich auf die Suche nach der verlorenen Kamera in die Tiefen der Schlucht. Endlich war sie gefunden: Nein, nicht etwa die Kamera, sondern eine neue 10m-Höhle! Die Schlucht dankte Philipp nach der Erstbefahrung vor dem Höhleneingang mit einem kapitalen Steinschlag, der aber zum Glück glimpflich verlief. Da die Zeit sodann schon sehr fortgeschritten war, galt es nun, zu dritt den zur Vermessung in der Höhle verbliebenen Teilnehmer mit aller physischer und psychischer Partnerhilfe aus dem Schlund zu bergen und im Finsteren endlich den Abstieg anzutreten. Nach kurzer Überlegung wurde entschieden, den Retourweg nicht etwa über den Kuhsteig, sondern über den Krummbachgraben zu nehmen, ist "eventuell schneller". Dort angekommen mussten wir erkennen, dass die übermenschlichen Kräfte der Wassermassen von vor einer Woche den Steig schon viel höher oben, ebenfalls metertief, weggespült hatten. So mussten wir abenteuerlichst zwischen - zum Glück mobilen - Baumstämmen, Felsblöcken, Schotterbänken und Wasseruntiefen zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurückklettern und -turnen, Glühwürmchen waren uns treue Begleiter, zumal die Lampen schon aussetzten. Der Krummbachgraben ist auch nach den jüngsten Ereignissen auf unheimliche Weise eindrucksvoll und schön. Nach einhelliger Erklärung der jungen Teilnehmer: wieder einmal die "geilste Tour ever"! |
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Mit dabei: Bernhard Lentner, Philipp Kain, Friedrich Volkmann, Walter Mühlbacher |
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