Wildemann fertig gemacht (?) |
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6. April 2019 Grazer Bergland | |
Diesmal ist der Abschluss der Wildemannloch-Neuvermessung als dringlichste und passendste Katasteraufgabe ausgewählt. Nach einem wie immer mehrtägigen Zu- und Absagespiel stehen schließlich ganze sieben Forscher am Treffpunkt in Peggau. Neu dabei ist Erik, der zwar auch aus dem Grazer Auto aussteigt, aber einen sehr unsteirischen Akzent spricht. Hannes weiß auch für ein so großes Team genug Aufgaben, in die er uns munter einteilt. Während sich Franz, Erik und Hannes in den Tiefen des Brunelloschachtes vergnügen darf ich noch ein bisschen Einstieg ergänzen, danach sollen Tobias, Karl und ich diverse Schlotfragezeichen abarbeiten und Peter wird alles in (wunderbaren!) Bildern festhalten. Einen ganzen Sack voller bunter Spielsachen haben wir für das Schlotklettern mitgebracht. Damit schwer beladen übernimmt Tobias das scharfe Ende des Seils und erklettert sehr gekonnt zwei Schlote von beachtlicher Höhe. Noch spektakulärer als seine Aufstiege ist nur die Höhle selbst: Über den Sinterkaskaden des Gandolfkamins schweben an der Decke zwei prachtvolle Sintertrommeln, die in Österreich wahrscheinlich ihresgleichen suchen. Und in dem heute neu entdeckten Blumengrottenschlot hängt mittig von ganz oben ein riesiger Sinterpfosten herab, dessen Seitenwand mit Excentriques überwuchert ist. Im Gandolfkamin finden sich zwar auch keine Spuren von Vorgängern, aber am gut 100 Jahre alten Plan von Hermann Bock ist ganz oben ein Messpunkt eingetragen, mit einer auf zwei Kommastellen genauen Höhenangabe. Das lässt zumindest Fragen offen, selbst wenn wir wissen, dass Bock in der Plandarstellung durchaus phantasievoll sein konnte. Wie wir gegen Abend gerade ganz oben im Blumenschlot hocken kommt unten die Brunello-Partie daher. Hannes ruft herauf, ob ich glaube, dass die Höhle heute fertig wird. Ich habe diesbezüglich natürlich keine Ahnung, aber versuche ihn zu motivieren, noch den von mir am Vormittag beschnupperten Schluf im Einstiegsschacht zu inspizieren (man kennt die dodelhafte Kommunikation über längere Schachtstrecken: „eees giieebt noooch eeeiiineeen Schluuuuf miiit Weetteerfüüüühhruung“ „niiicht veeerstaanden!“ usw.). Doch bei Hannes überwiegt sowieso die Begierde, unseren neuen Schlot auch gesehen zu haben, weshalb am Ende des Tages leider, leider, leider ein klitzekleines Fragezeichen in der Höhle zurückbleibt. Was von den über 200 Ganglängenmetern des Tages Kontrollzüge sind und was als Neuland verbucht werden kann wird Hannes erst ausrechnen müssen. Nach der Höhle wieder kulinarischer Abschluss beim Grabmayer in Badl. (Nach einschlägigen Erfahrungen hat Hannes die Öffnungszeiten der Gastronomie im Murtal diesmal genau studiert). Hier ist allenfalls die Garnierung der Nachspeisen verbesserungsfähig. Was mit „Den Teller hättens Dir vorher schon abwaschen können“ beginnt, mündet bald in angeregte Gespräche darüber, dass in Shanghai Quallen eine Spezialität sind, aber eh grauslich schmecken und im Mund knacksen. Beim Verabschieden fragt mich Erik, ob ich mich an Jens Achten erinnern kann. (Und ob!) Der sei nämlich sein Papa! Sollte ich mal nach Großvätern gefragt werden, denke ich mir spontan, würde es langsam peinlich werden. |
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Mit dabei: Erik Achten, Franz Darrer, Tobias Fellinger, Eckart Herrmann, Karl Stöger, Peter Straka, Johannes Wallner |
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Vermessen: 228 m |
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