Gut Ding braucht Weile - und diese bringt vorerst zwei Mittelhöhlen

19. Oktober 2024   Gesäuse

Am Haselkogel (1870 m) in der Teilgruppe 1714, Lugauer schreitet die Höhlenforschung nur langsam voran. Eine erste Kleinhöhle wurde im Jahr 1972 ganz im Norden von Ernst Straka entdeckt (1714/16). 23 Jahre später wurde die nächste Kleinhöhle (1714/17) durch seinen Sohn in den Kataster aufgenommen (diesmal im NW-Hang). Kurz darauf folgte 1997 als Nebenprodukt eines Lugauerforschungslagers unseres Vereins der unweit davon gelegene Zirbengartenschacht (1714/21). Dann wurde es wieder lange still in diesem wunderschönen Karstgebiet. Es dauerte wieder 24 Jahre, bis 2021, bis der Verfasser, angespornt durch vielversprechende Laserscanbilder, dem Haselkogel den höhlenkundlich betrachtet insgesamt vierten Besuch abstattete und auf Anhieb gleich vier Schächte verifizieren konnte. Eine Vermessung musste aus Zeitgründen aber unterbleiben. Diese wurden endlich im Herbst 2023 in Angriff genommen, wobei ein weiteres Objekt hinzu kam. Im Alleingang wurden aber  nur die eingangsnahen Teile von dreien davon dokumentiert und es blieben etliche Fragezeichen offen.

Wieder ein Jahr später – Forschungen sind aufgrund der Altschneereste nur im Herbst sinnvoll – konnte Eckart überredet werden, den Fortsetzungen gemeinsam zu Leibe zu rücken.

In einer überaus effizienten Tagestour konnten bei herrlichem Wetter nun die Goassteigschächte 1 und 2 (1714/46 u. 47) vollständig erforscht und vermessen werden. Ersterer wird 95 m lang und 23 m tief. Schacht 2 bringt es immerhin auch noch auf 66 m Länge und 25 m Tiefe. Die schon 2021 entdeckten Hüpflingerhalsschächte konnten aus Zeitgründen dann nur noch einer ganz schnellen Erkundung unterzogen werden. Vorbei am Schneekegel ging es hier 30, 40 m in die Tiefe bis das Seilende den Rückzug markierte.

Das ganze Gebiet muss einmal intensiver Bewegung unterlegen sein, finden sich doch überall in den Höhlen Versturzzonen und im Schacht 1 deutliche horizontale Striemungen an der westlichen Schachtwand. Geologisch könnten sich damit den ersten Einsichten zufolge hier am absoluten Südrand der Nördlichen Kalkalpen und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hüpflinger Deckscholle, Juraschichten und Grauwackenzone noch einige Überraschungen ergeben.

Und obwohl wir den Haselkogel jetzt nur an seinem Westfuß gestreift haben, tun sich schon ganz ordentliche Höhlen auf. Wenn sich nicht noch weitere Höhlis für die Forschungen finden, wird es wohl auch zukünftig noch viele Jahre dauern, bis wir hier einen einigermaßen aussagekräftigen Überblick über die unterirdischen Verhältnisse haben.


Mit dabei: Reinhard Fischer (Text), Eckart Herrmann
Vermessen: 107 m

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Doline zwischen Jura und Trias am Hüpflingerhals. Foto: R. Fischer
Doline zwischen Jura und Trias am Hüpflingerhals. Foto: R. Fischer
Im Goassteigschacht 1 (1714/46). Foto: E. Herrmann
Im Goassteigschacht 1 (1714/46). Foto: E. Herrmann
Gangabschnitt im Goassteigschacht 2 (1714/47). Foto: E. Herrmann
Gangabschnitt im Goassteigschacht 2 (1714/47). Foto: E. Herrmann
Wegdornspanner im Goassteigschacht 2. Foto: E. Herrmann
Wegdornspanner im Goassteigschacht 2. Foto: E. Herrmann
Interessante Schichtgrenze im Goassteigschacht 2. Foto: E. Herrmann
Interessante Schichtgrenze im Goassteigschacht 2. Foto: E. Herrmann
Die Hüpflingerhalsschächte sind noch weitgehend unerforscht. Foto: E. Herrmann
Die Hüpflingerhalsschächte sind noch weitgehend unerforscht. Foto: E. Herrmann

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